Das Bambi hat die Haare schön
von Daniel am 20.02.2014
Ironie ist oft der Versuch, aus Not eine Tugend zu machen. Bei Selbstironie gilt dieser Satz ganz besonders: Nichts wappnet besser, als das Schmunzeln über die eigenen Unzulänglichkeiten.
Christian Lindner hat dafür unlängst ein glänzendes Beispiel geliefert. Bei der Büttenrede zum traditionsreichen „Orden wider den tierischen Ernst“, der ihm am 17. Februar in Aachen verliehen wurde, zog er als Redner alle selbstironischen Register.
Lindner spielte die ihm zugedachte Rolle als Witzfigur im Käfig mit beeindruckender Souveränität: Als Redner mit Narrenkappe im traditionellen Narrenkäfig hat er sich sprichwörtlich selbst zum Narren gemacht. Und angesichts von Haartransplantation und krachender Wahlniederlage bot er in dieser Hinsicht auch genug Angriffsfläche.
Um diese Notlage dann in eine Tugend zu verwandeln, hat er — ganz im Sinne des Karnevals — die Realität auf den Kopf gestellt; er machte alle verfügbaren Witze über sich und seine Partei einfach selbst, inklusive einer erschreckend schamlosen Genscher-Parodie. Herausgekommen ist ein fulminantes Stück politisches Kabarett, von dem man sich im deutschen Witzfernsehen durchaus eine Scheibe abschneiden kann.
Nun ist Karneval aber sicherlich nicht jedermanns Freude, vor allem Büttenreden können leicht im Rohr krepieren. Diesen Beweis lieferte am gleichen Abend Günther Oettinger, der sich in Aachen ebenfalls am Humor versucht hat. Dabei herausgekommen ist eine „wilde, surreale Collage“, wie es die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte, dazu Fremdscham im Überfluss. An diesem nachgerade tragischen Auftritt sieht man sehr gut, dass nicht jeder Politiker mit den eigenen Unzulänglichkeiten so souverän umgehen kann wie Christian Lindner.